Ima Krüger erzählt Märchen

Bekenntnis

Ich bekenne mich
zur Erde und ihren
gefährlichen Geheimnissen

zu Regen Schnee
Baum und Berg
zur mütterlichen mörderischen
Sonne zum Wasser und seiner Flucht
zu Milch und Brot

zur Poesie
die das Märchen
vom Menschen spinnt

zum Menschen
bekenne ich mich
mit allen Worten
die mich erschaffen (Rose Ausländer)

Für unsere Ausstellung "küssen & kämpfen - Künstlerinnen begegnen Keltinnen, Germaninnen und Römerinnen" im Herbst 2006 gestaltete ich eine Installation "Wald der Erkenntnis" aus bemalten Tüchern und Schrifttafeln.

Bilder

Wald bedeutet für mich: Geheimnis, zur Ruhe kommen, Kraftquelle. Im Märchen ist der Gang durch den Wald und das Umherirren darin ein Weg der Reifung. Die Märchenheldinnen und Helden werden geprüft, ob sie den Anforderungen des Lebens standhalten.
Den Bezug zu unserem Ausstellungs-Thema fand ich im keltischen Baum-Alphabet "Beth-Luis-Nion". In den keltischen Sprachen bedeutete das Wort "Baum" auch gleichzeitig "Lernen" und "Wissen". Im Beth-Luis-Nion spiegeln die Bäume den Kreislauf der Natur wider. Robert von Ranke-Graves beschreibt in seinem Buch "Die weiße Göttin" die Zusammenhänge zwischen bestimmten Bäumen und Festtagen in allen Gebieten Europas und kommt zu der Ansicht, dass er einen seit der Bronzezeit gültigen Kalender entschlüsselt hat.
Die Schrifttafeln mit kurzen Texten, die vor den Bäumen aufgehängt waren, sollten die Besucher zum Innehalten und Nachdenken animieren. Und das stand auf den einzelnen Texttafeln: